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ca. 740 KM, 10000 HM.

Im Jahr 2002 habe ich den Jakobsweg ab Pamplona auf der französischen Route mit dem Mountainbike befahren.
Mein Respekt gilt:
-Dem total ausgemergelten 75 jährigen, der wegen mangelnder Kraft sein Rad schon bei den leichtesten Steigungen schieben musste.
-Der Familie aus Detmold, die mit ihren noch nicht schulpflichtigen Kindern mit den Fahrrädern die Pyrenäen überquerten um nach Santiago zu kommen
-Dem 67 jährigen Rainer, dessen längste Tour - vor dem Camino - 30 KM betrug.
-Den Fußpilgern, die mir zeigten wie viele verschiedene Bewegungsabläufe es bei der Fortbewegung auf zwei Füssen möglich sind.
Ich schäme ich mich für meine leichte Druckstelle am einem Zeh und für mein hightech Rad.
Als bekennender Kirchensteuerzahler habe ich mich bislang darüber gefreut, dass meine Frau zur Messe ging und ich statt dessen mit dem Rad irgendwo rumkurven konnte.
Alles habe ich mir zugetraut, nur eine Pilgerreise nicht.
Der Camino reizte mich aber als eine sportliche Herausforderung.
740 KM, meistens im Gelände, das ist was!
N’ paar alte Kirchen können nebenher auch besichtigt werden, schöne Gelegenheiten für einige außerplanmäßige Pausen.
Mit dieser Einstellung ging ich im August 2002 auf die Tour.
Ich kann es nicht erklären, lag es an der Landschaft, lag es vielleicht daran das ich mehr Kirchen von innen gesehen habe als je zuvor in meinem Leben, oder lag es an dem Gefühl gemeinsam mit vielen Anderen das gleiche Ziel zu haben, das Ziel Santiago.
Denn nach etwa zwei Tagen kam die Wandlung, ich fühlte mich plötzlich als Peregrino (Pilger) und nicht mehr als Mountainbiker. Auf einmal konnte ich in die Kirche gehen und was sinnvolles denken (beten). Intensiv konnte ich an Dinge nachdenken die mir lieb und wichtig sind.
In mein Kopf konnte abschalten. Etwas, was ich bisher nicht kannte.
An einer Fabrikmauer fand ich die folgende Übersetzung eines spanischen Gedichtes.


Eso es!

Für Radpilgere hier einige Tipps:
Dem Radpilger bieten sich die Möglichkeiten im Gelände oder über Strassen zu fahren.
Ich habe die Gelände-/ Wanderwege, den eigentlichen Camino, bevorzugt, dieser kann fast komplett mit dem Rad befahren werden.
Von Pamplona bis Viana ist der Camino nur mit einem Mountainbike zu befahren.
Gutes Fahrkönnen ist auf einigen Streckenabschnitten (z.B. Abfahrt von Perdón nach Muruzábal) vorausetzung. Sollte dies nicht vorhanden sein, dann ist für den besagten Streckenabschnitt die Asphaltstraße dem Wanderweg vorzuziehen.
Schiebepassagen sind selten und kurz, wobei diese Aussage natürlich von der jeweiligen persönlichen Kondition abhängig ist. Auf dem Camino sind viele freundliche Fußpilger unterwegs.
Diese die größte Rücksichtnahme der Radpilger verdient, besonders auf den schmalen Pfaden haben.
Ausführlich und gut ist die Beschilderung des Jakobsweges.
Vom Einfallsreichtum der „Beschilderer“ kann man sehr angetan sein.
Findet man in Navara/ Rioja auf ca. 200 Metern keinen Pfeil oder eine andere entsprechende Markierung, ist man zu blöd gewesen sich auf den richtigen Weg zu halten.
In Kastillien, besonders im Bereich der großen Städte Burgos und Leon, ist hingegen logisches Denkvermögen und/oder ein erfolgreicher VHS Abschluss des ersten spanisch Semesters Voraussetzung um auf dem rechten Weg zu bleiben.
Englisch kann auch helfen, muss aber nicht. Alles für die Tourenplanung und für die notwendige Information über Gegenden, Geschichte und Bauwerke habe ich dem Buch „Der Jakobsweg“ von Christiana Brugger und Alexandra Mayerhofer entnommen.
Dieses Buch ist liebevoll geschrieben und informiert kurz und einfach.
Die Tourenbeschreibungen entsprechen zwar nicht professionellen Ansprüchen –ich denke die Autorinnen hatten auch nicht den Anspruch hierzu- aber sie bieten genügend Informationen.
Viele Radpilger habe ich gesehen, da musste ich mich fagen, was haben diiie in ihren Gepäcktaschen? Für sportlich ambitionierte Radpilgerer ist das, was ich in meinem knapp 9 KG schweren Rucksack hatte ausreichend.
Was in diesem im Einzelnen steckte, siehe Packliste.
Den Rucksack bevorzugte ich, da dieser nicht das Fahrverhalten des Rades beeinflusste.
Als Notration habe ich eine zweite 0,65 cl Flasche nur zu einem Drittel mit Wasser gefüllt. Diese Notration habe ich nie benötigt.
Eine volle 0,65 cl Flasche war für mich auf allen Streckenabschnitten ausreichend.
Bei jeder Gelegenheit habe ich diese immer wieder aufgefüllt, hierfür boten sich ausreichend viele Quellen und Brunnen an. Einen Wassermangel gibt es im allgemeinen nicht.
In Kastilien gibt es einige sehr lange Strecken (ca 25 KM) vollkommen der Sonne ausgesetzt und ohne eine Möglichkeit die Wasserflaschen aufzufüllen.
Durstige Gemüter sollten hier entsprechende Wasservorräte zusätzlich mit führen, dies gilt auch für das "grüne" Galicien.
Obwohl es in Galizien nicht an Wasser mangelt, mangelts aber an Brunnen.
Auch wenn Kastilien von der Sonne begünstigt ist, regnen kann es auch hier und die Nächte können sehr, sehr kalt sein. Entsprechende Klamotten vermeiden eine Erkältung.
An seinem Startort ist es Pilgers erste Pflicht, sich einen Pilgerausweis zu besorgen.
In Pamplona bekommt man diesen in der Vicaria General am Plaza Santa Maria de Real.
Zur jeder Zeit bekommt man diesen vom Pförtner ausgestellt, also keine Scheu und auch nach 23 Uhr auf den Klingelknopf drücken.
In dem Pilgerpass wird durch Stempel der Weg des Pilgers dokumentiert. Auch ermöglicht er in den Refugios/Alberguen kostenfrei/ kostengünstig zu übernachten.
Die Stempel erhält man in bedeutenden Kirchen (falls man den Pfarrer, Küster oder sonst eine Person erwischt), in Museen (Tipp: bedeutende Kirchen haben häufig ein Museum) und in den Refugios/ Alberguen aber auch in Bars beziehungsweise in Cafeterias.
Der Komfort in den Refugios/ Alberguen entspricht nicht dem eines 5 Sterne Hotels. Aber der Erlebniswert und die Freundlichkeit der freiwilligen Helfer und der Pilger sind nicht in einer Anzahl von Sternen zu bewerten.
Im August sind die Alberguen stark frequentiert –Fußpilger werden bevorzugt-. Ausweichquartiere in Zelten oder in Sporthallen werden von den Gemeinden zur Hochsaison im Juli und August eingerichtet.
Sollten diese nicht angeboten werden oder die Herbergen sind bereits belegt, so kann man relativ preiswert in einem der vielen privaten Pensionen ausweichen.
Trotz der preiswerten Übernachtungen in den Refugios ist eine Pilgertour nicht billig.
Wie teuer? Dies ist natürlich von den jeweiligen Bedürfnissen abhängig.
Das spanische Frühstück ist nicht üppig und wird im allgemeinen nicht in den Refugios/ Alberguen angeboten.
Für den Radpilger ist deshalb der Weg in eine Cafeteria –falls diese um 8 Uhr bereits geöffnet hat- eine Notwendigkeit, hier kann man ein kräftiges Frühstück bekommen. Für Mittag- und/ oder Abendessen bietet sich ein "Menue del Dia" bzw. ein "Menue Peregrino" an. Diese Menüs werden in der Regel preiswert angeboten.
Wenn mein Weg an ein Lebensmittelgeschäft vorbeiführte, habe ich dort für mein leibliches Wohl gesorgt.
Da der Weg größere Ortschaften meidet, findet man nicht überall Lebensmittelläden oder gar eine Bar oder eine Cafeteria.
Es schadet somit nicht einige Müssli-Riegel als Notration mit im Gepäck zu haben.

Am Ziel Santiago findet man in unmittelbarer Nähe der Kathedrale das Pilgerbüro.
Hier erhält man gegen Vorlage des Pilgerpasses die Pilgerurkunde, die Compostella.
Bei der Beschaffung eines Schlafplatzes in einer Albergue sowie bei der Lösung allgemeiner Probleme, zum Beispiel bei der Planung der Rückreise mit dem Bus, ist das Pilgerbüro behilflich.
Für die Rückreise mit dem Fahrrad als Gepäck bieten sich vier Möglichkeiten an:
>Flugzeug
>Bahn
>Bus
Flugzeug:
für ca. 400 Euro wird ein Flug von Deutschland nach Pamplona mit Rückflug von Santiago angeboten. Fahrradtransport ist –bei entsprechende Verpackung- möglich. Die Fluggesellschaften verlangen für die Mitnahme eine Gebühr von ca. 50 Euro.

Bahn:
Ein Fahrradtransport ist nur in den Nahverkehrszügen (Milchkannenexpress) erlaubt.
Wem die Dauer der Rückreise mit der Bahn nich schreckt, dem wird eine zum Teil sehr reizvolle Landschaftlich geboten.
Eine über Spaniens Grenze hinausgehende Rückfahrt bis nach Deutschland ist nicht zu empfehlen. Mir wurde von einer Reisedauer von vier Tagen und Kosten in Höhe einer Flugreise berichtet.
Bus:
Preiswerte und schnelle Alternative für einzelne Pilger.
Mit dem "ALSA" Bus kommt man von Santiago zurück z.B. nach Pamplona.
Gibt es genügend Stauraum im Bus, so befördert die ALSA bis zu vier Räder.
Das Rad ist vom groben Schmutz zu säubern und Öl führende Teile mit Plastiktüten abzudecken.